1. Fachtag der Bienengesundheit an der Hochschule Mittweida

1. Fachtag der Bienengesundheit an der Hochschule Mittweida

Biotechnologie, Forschung, Forschung Varroa, Forschung Lisa

Bienenfreunde aller Art kommen zur Hochschule Mittweida, um über Bienengesundheit zu diskutieren.

Wer freut sich nicht auf ein Honigbrötchen zum Frühstück? Kosmetikprodukte, die Honig enthalten, sind besonders gefragt. Blütenpollen und Gelee Royal gelten als Superfood und mit Bienenwachskerzen holt man sich den schönsten Duft nach Hause… Doch unsere Honigbiene leistet viel mehr: als drittwichtigstes Nutztier nach Rindern und Schweinen bestäubt die Honigbiene unsere Felder und trägt so entscheidend zur Ernährung der Weltbevölkerung bei. Kurz gesagt: Bienen sind für uns (über-)lebenswichtig, nicht nur als Lieferanten für Honig, sondern auch als wesentlicher Bestandteil des Ökosystems und Landwirtschaft. Doch wie steht es derzeit um unsere Bestäuber? Können Honigbienen überhaupt krank werden? Was bedroht die Bienenvölker und wie können Bienenzüchter:innen gegen Schädlinge, wie Viren und Milben vorgehen?

Diese und weitere spannende Fragen wurden zum 1. Fachtag der Bienengesundheit an der Hochschule Mittweida besprochen. Am 19. November veranstalteten Imker des Landesverband Sachsen Varroaresistenzzucht e.V. (LSV) und die Biotechnologie-Forschungsgruppe der Fakultät CB im Zentrum für Medien und Soziales die eintägige Vortragsreihe. Imker, Landwirte und alle Bieneninteressierte waren eingeladen gemeinsam mit den verschiedenen Referent:innen um Themen rund um die Honigbiene, ihrer Gesundheit und Umwelt zu diskutieren. Über 80 Personen nahmen am vor Ort in Mittweida teil, mehr als 130 waren per Zoom zugeschaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bioimker und 2. Vorsitzendem des LSV Olaf Schwertfeger und Professor Röbbe Wünschiers, Sprecher der Fachgruppe Biotechnologie und Chemie der Hochschule Mittweida. Neben Vorträgen von Wissenschaftlern stellten auch Experten aus der Imkerpraxis ihr Handwerk vor: Dietmar Uhlemann, Vorsitzender des LSV berichtete über die Varroamilbenresistenzzucht und die bisherigen Erfolge des Vereins, Matthias Engels sprach über die instrumentelle Besamung von Honigbienenköniginnen.

In der Honigbienenzucht Königinnen künstlich zu besamen steht in der Imker-Community häufig zur Diskussion. Für die Zucht des LSV ist sie ein hilfreiches Mittel. Ziel des Vereins ist es nämlich, dass Honigbienenvölker, die von dem Parasiten Varroamilbe befallen wurden, möglichst ohne Behandlung  überleben. Die Milbe ist der schlimmste Feind der Honigbiene, da sie gefährliche Viren überträgt. Derzeit wird mit chemischen Mitteln behandelt, jedoch kann dies zu Rückständen im Honig führen und die Milben können Resistenzen entwickeln. Dietmar Uhlemann berichtete dazu, dass es vor 40 Jahren gereicht hätte ein paar Tropfen Ameisensäure in einem Bierdeckel in den Bienenkasten rein zu stellen, heute müssten 100 ml in den Bienenkasten geträufelt werden. Es gibt einige Verhaltensmerkmale von Honigbienen, die einer Varroatoleranz oder gar -resistenz gleichkommen. Dabei putzen Arbeiterbienen die Milbe weg oder öffnen Brutzellen, in denen die Milben sich einnisten und stören so ihre Reproduktion. Diese Verhaltenseigenschaften werden aber nicht dominant vererbt und müssen somit gezielt gezüchtet werden. Durch instrumentelle Besamung ist dies möglich.

Im Kampf gegen die Varroamilbe haben sich der LSV, Professor Röbbe Wünschiers von der HSMW und Professor Hans-Peter Wiesmann, Inhaber der Professur für Biomaterialien an der Technischen Universität Dresden, zusammengetan. Mit der Entwicklung eines genetischen Tests und einer Methode zur Bestimmung des Varroabefalls mittels optischer Koheränztomatografie soll der Varroaresistenzzucht effektiv unter die Arme gegriffen werden. Die Pläne dazu stellen beide Professoren vor.

Lisa Prudnikow, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Wünschiers‘ Fachgruppe stellte ihre Methodik zur genetischen Pollenanalyse vor. Seit 2021 arbeitet sie mit dem LSV zusammen und prozessierte auch in diesem Jahr von Mitgliedern des LSV eingesendete Pollenhöschen ihrer Bienen, um deren Sammel- und Nahrungsverhalten darzustellen.

Über einen durch die Varroamilbe übertragenen Virus, den Flügeldeformationsvirus sprach Professor Robert Paxton Leiter der AG Allgemeine Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er erklärte, dass der Flügeldeformationsvirus der wichtigste virale Erreger bei Honigbienen ist, der mit der Varroamilbe in Verbindung steht. Besonders der Genotyp B des Virus ist weit verbreitet und verursacht hohe Verluste bei Bienenvölkern.

Kathrin Czechofsky, Doktorandin der Fachgruppe Funktionelle Agrobiodiversität der Georg-August-Universität Göttingen, stellte ihr Promotionsthema vor. Sie forscht daran wie sich Wechselwirkungen der Landschaftsstruktur und kombinierte Agrarumweltmaßnahmen auf die Diversität, die Populationsentwicklung und den Gesundheitszustand von Wild- und Honigbienen auswirken. Dabei konnte sie unter anderem feststellen, dass ökologisch bewirtschaftete Flächen Wildbienen fördern, wenn wenig einjährigen Blühflächen vorhanden sind. Die ist nicht so, wenn bereits viele einjährige Blühflächen vorhanden sind.

Im nächsten Jahr soll der Bienengesundheitstag wieder an der Hochschule Mittweida stattfinden und neue spannende Themen zum Schutz unserer Bienen bedienen.
Informationen dazu, wie auch zu weiteren Veranstaltungen des Landesverband Sachsen Varroaresistenzzucht e.V. befinden sich unter folgendem Link:

 https://www.varroaresistenzzucht.de/termine-veranstaltungen

Text und Foto: Lisa Prudnikow