Göttinger Pollen im Mittweidaer Labor

Göttinger Pollen im Mittweidaer Labor

Biotechnologie, Forschung, Forschung Lisa

Die Masteraspirantinnen Birgit Pannicke und Lisa Prudnikow aus der Forschungsgruppe um Professor Röbbe Wünschiers beschäftigen sich mit der genetischen Pollenanalyse.

Hierbei geht es unter anderem um die Zuordnung von Pollen-DNA zu den Ursprungspflanzen. Die in Mittweida etablierte Methodik wird mittlerweile in mehreren Forschungsprojekten eingesetzt. Jetzt auch in ComBee. Dies ist ein gemeinsames Projekt der Abteilung für Funktionelle Agrobiodiversität der Georg-August-Universität Göttingen und der Abteilung für Allgemeine Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Rahmen dieses Projektes haben Lisa und Birgit im August in Landschaften rund um Göttingen Bienenstöcke besucht und beprobt. Was ist das Ziel? Worum geht es?

Mittlerweile hat jeder schon mal einen Blühstreifen am Rande eines Feldes oder inmitten einer Stadt gesehen. Die Bienen-freundlichen Pflanzen, die auf diesen Flächen wild wachsen, sollen Bestäuber- und andere Insekten unterstützen und eine vielfältige Nahrungsgrundlage liefern. Zu solchen sogenannten Agrarumweltmaßnahmen zählt auch die Förderung des Ökolandbaus. Das heißt, dass im Gegensatz zu konventioneller Landwirtschaft weitgehend auf synthetisch hergestellte Pflanzenschutz- oder Düngemittel verzichtet wird. Grundsätzlich wirkt sich der Ökolandbau positiv auf Bestäuber wie Bienen aus, jedoch ist die Wirkung abhängig von der Landschaftsstruktur. Um herauszufinden, wie Honig- und Wildbienenpopulationen vom Ökolandbau gefördert werden können, sollen im Projekt ComBee landschaftsökologische und genetische Untersuchungen durchgeführt werden. Insbesondere die Kombination verschiedener Agrarumweltmaßnahmen liegt im Fokus. Dafür wurden zweiunddreißig Landschaften in näherer Umgebung der Stadt Göttingen ausgewählt, in denen unterschiedlich hohe Anteile von Ökolandbau und naturnahen Habitaten vorliegen. Verschiedenste Monitoringmethoden werden im Projektzeitraum angewandt. Dazu sind in den zu untersuchenden Landschaften Honigbienen- und Hummelvölker sowie Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt worden. Parameter wie die Diversität und Abundanz der Bestäuber, das Vorkommen und die Übertragungsrate von Krankheitserregern, und die Interaktionen mit Pflanzen sollen in die Untersuchung einbezogen werden.

In diesem Zusammenhang ist der von Bestäubern gesammelte Pollen von Interesse, dessen DNA in Mittweida extrahiert und analysiert werden soll. Auf diesem Wege kann nachvollzogen werden, von welchen Pflanzen die Bestäuber Pollen und Nektar gesammelt haben. Für die Probenahme fuhren Lisa und Birgit Anfang August gemeinsam von Mittweida nach Göttingen und beprobten Honigbienenvölker an neunzehn Standorten. Die zum Bienenstock zurückkehrenden Honigbienen wurde gefangen und, sofern sie gesammelten Pollen (in Form von Pollenhöschen) bei sich trugen, in Ethanol eingelegt. Nach einer Woche, 682 gefahrenen Kilometern zwischen den Standorten und je einem Bienenstich für die beiden Biotechnologinnen ging es zurück nach Mittweida.

 

Über siebzig Proben wurden gesammelt, die nun für die bevorstehende Analyse vorbereitet werden müssen. Mit drei Methoden soll der Pollen bestimmt werden: a) DNA-Metabarcoding; b) Long-Read-DNA-Sequencing und c) Mikroskopie. Das Ziel aller Methoden ist die taxonomische Zuordnung. Birgit Pannicke wird die genetische Analyse der gesammelten Pollenproben in Rahmen ihrer Masterarbeit durchführen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss über Bestäuber-Pflanze-Interaktionen liefern.

Wechselwirkungen der Landschaftsstruktur und kombinierter Agrarumweltmaßnahmen auf die Diversität, die Populationsentwicklung und den Gesundheitszustand von Wild- und Honigbienen (ComBee)

Gefördert durch: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)

Text und Fotos: Lisa Prudnikow und Birgit Pannicke